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Neues Mindset für Eltern: Offenheit, Lernbereitschaft, Anpassungsfähigkeit (Teil 1)

Aktualisiert: 4. Okt. 2023

Wie uns ein agiles Mindset im Familienalltag hilft. Wir brauchen eine flexible, offene und lernbereite Haltung und Denkweise sowie die richtigen Werte und Prinzipien als Basis für eine agile Elternschaft. Und diese "neuen" Kompetenzen wiederum helfen uns dann auch in der "neuen" und schneller drehenden Arbeitswelt besser zurechtzukommen. Denn diese Kompetenzen werden immer mehr benötigt und teilweise auch schon eingefordert.


Ein Vergleich, warum aus Wissen nicht gleich Anwenden wird


Viele Menschen wissen, dass Sport gegen Stress helfen kann. Aber dennoch: für einige bedeutet es jedes Mal den inneren Schweinehund überwinden zu müssen und mehr Quälerei als Freude.


In mehreren Lebensberatungsbüchern wird eine Eisdusche am Morgen empfohlen um die Durchblutung anzuregen und hellwach in den Tag zu starten. Viele bekommen aber schon allein bei dem Gedanken daran schlechte Laune.

Wir kennen alle jede Menge gute Tipps und Methoden, die dafür sorgen sollen, dass wir uns gesünder ernähren, uns fitter fühlen, weniger Stress empfinden und zufriedener werden.


Und warum klappt es dann häufig doch nicht?


Weil es nicht von Dir selbst kommt. Du fühlst es nicht. Du siehst vielleicht den Sinn dahinter nicht. Es macht Dir keinen Spaß. Es ist nicht die richtige Methode für Dich. Dein Mindset macht nicht mit!


Und das ist das Entscheidende: Wenn Dein Mindset nicht mit macht, dann hast Du verloren. Dann hast Du keine oder nur eine geringe intrinsische Motivation, und es wirkt alles eher anstrengend als leicht. Du machst die Methode, weil Du gehört hast, dass sie bei anderen geholfen hat und ihr Leben verbessern konnte. Aber Du machst sie nur halbherzig und stehst nicht dahinter und dann wunderst Du Dich, dass sie bei Dir nicht funktioniert.


Aber es liegt nicht an der Methode, sondern an Dir und der Methode in Kombination.


Viel wichtiger als die reine Anwendung von Methoden ist Deine Einstellung dazu. Welche Werte und Prinzipien stehen dahinter? Passen meine Werte und Prinzipien zu der Methode oder nicht?

Deswegen reicht es auch nicht, wenn Unternehmen beschließen, dass sie ab morgen agil arbeiten. Die Mitarbeitenden können nur erfolgreich und zufrieden agil arbeiten, wenn sie auch ein agiles Mindset besitzen und das muss erst mal sukzessive aufgebaut werden.


Für eine agile Elternschaft brauchen wir auch dieses agile Mindset als Basis. Aber keine Sorge, Du kannst Dich nach und nach daran tasten. Sei offen und flexibel, das ist der erste Schritt in diese Richtung. Und wenn Du Dir diese "neuen" agilen Kompetenzen angeeignet hast, dann wird Dir das auch im beruflichen Umfeld helfen. Denn diese Kompetenzen werden in der "neuen" und sich immer schneller drehenden Arbeitswelt immer mehr benötigt und teilweise auch jetzt schon eingefordert. Also mach Dich fit für Deine Familie und für die Berufswelt.


Werte der agilen Elternschaft


Bevor wir zu den Methoden wie Kakao-Konferenz oder Familienboard in der agilen Elternschaft kommen, ist es wichtig, dass wir als agile Eltern / Familie eine gemeinsame Basis aus Werten und Prinzipien schaffen, nach denen wir handeln wollen.


Wie ich bereits in meinem Artikel „Wie Agilität unser Familienmanagement erleichtert und bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf hilft“ geschrieben habe, hat der amerikanische Autor, Agile Coach und Project Manager Geof Lory viele Parallelen zwischen dem Projekt- und dem Familienmanagement erkannt und in Anlehnung an die Werte und Prinzipien des agilen Manifests ein Manifest für die agile Elternschaft (Geof Lory´s „Manifesto for Agile Parenting“, Chart 3) verfasst.


Einige Prinzipien der Softwareentwicklung hat er für die moderne Elternschaft umgeschrieben, aber es stehen nicht alle Prinzipien im direkten Zusammenhang mit dem agilen Projektmanagement.


Eines seiner Prinzipien besagt, dass wir als Eltern „situativ spezifisch sein“ müssen. Was für das eine Kind passt, muss für ein anderes nicht unbedingt angemessen sein. Was in einem bestimmten Alter funktioniert, bringt möglicherweise nicht das gewünschte Ergebnis, wenn sie älter/jünger sind. Unterschiedliche Situationen erfordern unterschiedliche Herangehensweisen.


Ein weiteres Prinzip lautet „Wähle Menschen statt Dinge, Werte statt Aufgaben.“ Das Aufgabenmanagement kann funktionieren, wenn Kinder noch klein sind und viele ihrer eigenen Entscheidungen noch nicht treffen können, aber die Aufrechterhaltung dieses Ansatzes fördert eine anhaltende Abhängigkeit, die ihr Wachstum hemmt. Der Aufbau von Werten bei Kindern gibt ihnen die Freiheit, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen zu tragen. Geof Lorys Artikel dazu findest Du hier.


Ich fand den Ansatz von Geof Lory sehr inspirierend und habe auf Grundlage dessen auch für unsere agile Familie entsprechende Werte und Prinzipien formuliert. Hierfür habe ich mich auch an die bedürfnisorientierte Erziehung sowie gewaltfreie Kommunikation orientiert.


Wir haben daraus folgende Werte in unserer agilen Elternschaft formuliert:



















1. Bedürfnisse und Bindung sind wichtiger als Regeln und Prozesse


Wie geht es mir? Wie geht es Dir? Was brauche ich gerade? Was brauchst Du gerade? Die Bindung zu unseren Kindern ist das Fundament unserer Beziehung. Wenn unsere Kinder sich sicher und geliebt fühlen, können sie zu glücklichen und selbstbewussten Menschen heranwachsen, die sich trauen, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen. Sie müssen wissen, dass sie und ihre Bedürfnisse zählen und wichtig sind.


Regeln wie „Jeder räumt seinen Teller ab.“ oder Zuständigkeiten wie „Jeder zieht sich selbst an.“ müssen nicht immer eingehalten werden. Wenn z.B. das Kind gerade sehr müde ist oder besonders viel Nähe braucht, dann sollten das Bedürfnis und die Bindung Vorrang haben dürfen. Oder auch wenn das Kind keine Lust auf eine Verabredung hat, dann sollte es auch ok sein dürfen, diese Verabredung abzusagen. Auch wir Erwachsenen haben ja nicht immer Lust (und wie oft haben wir uns schon darüber geärgert, nicht mutig genug gewesen zu sein, „Nein“ zu sagen und es stattdessen durchgezogen zu haben) oder sind an dem Tag nicht fit genug.



2. Entwicklung der eigenen Persönlichkeit ist wichtiger als Anpassung an die Norm


Wir möchten unsere Stärken stärken und nicht an den vermeintlichen „Schwächen“ herumdoktern. Nur weil andere etwas besser können oder viele es „so und so machen“ heißt das noch lange nicht, dass wir das genauso machen müssen.


Was können wir gut? Das wollen wir weitermachen. Was macht uns Freude? Davon wollen wir mehr.


3. Kommunikation und Kooperation sind wichtiger als festgelegte Standards


Wir wollen MIT den Kindern und nicht nur ÜBER sie reden. Wir sind alle gleichwertig in unserer Familie und wir kommunizieren auf Augenhöhe miteinander. Alle sollen, wenn möglich, in die Entscheidungen, die die Familie betreffen, mit einbezogen werden.


Wir müssen offen bleiben für Änderungen, wenn wir z.B. merken, dass gewissen Vereinbarungen nicht mehr passen. Nur weil es vor 2 Monaten beschlossen wurde, heißt es nicht, dass es so bleiben muss. Vielleicht fühlt es sich jetzt nicht mehr gut oder richtig an und dann dürfen und sollen auch Änderungen vorgenommen werden.

Kinder werden älter, vielleicht ändert sich was an der Familienkonstellation, es beginnt eine neue Phase wie z.B. Kitabeginn, Schulbeginn, Teenageralter etc. Familienregeln sollten regelmäßig überprüft werden und flexibel angepasst werden können. Daher ist ein regelmäßiger Austausch wichtig.


4. Reaktion auf Veränderungen sind wichtiger als Befolgen eines Plans


Krankheiten, (geänderte) Bedürfnisse, Schulausfall, Glatteis etc. Gut, wenn Ihr einen Plan habt, aber wenn etwas Unvorhergesehenes eintritt, dann heißt es: Was ist möglich? Was ist nicht mehr möglich? Was ist die beste Alternative für mich und meine Familie?

Bei Terminen immer gerne fragen: Fühle ich mich heute danach? Wir müssen uns nicht zu etwas zwingen.


Und was sagt Du zu unseren Werten? Kannst Du damit was für Dich und Deine Familie anfangen? Hast Du Lust darüber mehr zu erfahren und an meinem Workshop zum Thema "Familienmanagement mit agilen Methoden und positiver Psychologie - Impulse und Tools zur Erleichterung der Familienorganisation und Reduzierung des Mental Loads"" teilzunehmen? Termine folgen in Kürze. Melde Dich gerne schon mal bei meinem Newsletter an, damit ich Dich über die Termine informieren kann.


P.S. In meinem Blogartikel "Mehr KISS, weniger Stress im Familienalltag (Mindset Teil 2)" stelle ich Euch unsere 8 Prinzipien für die agile Familie vor. Denn um den Stress bzw. das Stressempfinden im Familienalltag zu reduzieren reicht ein gutes Zeitmanagement alleine nicht aus. Eine ganz große Rolle spielt auch Dein Mindset.


Deine Nicole








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